Nadim Khoury ist der beste Bierbrauer Palästinas. Die Brauerei Taybeh liegt im gleichnamigen Dorf und seit 1995 wird dort Bier gebraut. Seit 2005 hat Nadim begonnen, in seinem Dorf auch ein Oktoberfest zu veranstalten.
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Warum hast du das Fest in deinem Dorf Oktoberfest genannt?
Weil ich schon mehrmals auf dem Oktoberfest in Deutschland war und es mir immer sehr gefallen hat. Vor allem ist es eine gute Werbestrategie um Bier zu verkaufen. Besonders, wenn man bedenkt, dass wir hier in Palästina keine Werbung für Bier machen dürfen.
Ihr dürft keine Werbung machen?
Nein. Es ist ein altes jordanisches Gesetz. Es ist sehr schade, dass wir kein eigenes Land haben, aber wir haben unser eigenes Bier. Aber wir müssen jordanische Gesetze befolgen. So funktioniert es hier in Palästina.
Was bedeutet euer Slogan „Kommt und probiert die Revolution“?
Mein Neffe hat diesen Slogan erfunden. Es glaubt, dass die Herstellung dieses Bieres in Palästina eine wahrhaftige Revolution ist.
Eine politische Revolution?
Sowohl eine politische, industrielle, wie auch wirtschaftliche Revolution. Das kann man aus jeder Perspektive betrachten.
Denkst du, dass Palästina eine eigene Biermarke braucht?
Bier gibt es überall Rund um den Globus. Ich glaube die Pharaonen haben es erfunden, vor 5000 Jahren. Als ich in Boston gelebt habe, haben mich mein Vater und Bruder ermutigt, ein Bierbrauerstudium zu absolvieren. Ich glaube, ich habe damit Geschichte geschrieben, in dem ich die erste palästinensische Brauerei gegründet habe.
Ich habe gehört, dass du Lob von Yasser Arafat bekommen hast.
Mein Vater hat die Anerkennung von unserem letzten Präsidenten bekommen. Möge seine Seele in Freden ruhen. Mein Vater war sehr altmodisch. Ich hatte den Mut die Brauerei aufzumachen, aber er sagte, dass er einen Segen von unserem Präsidenten braucht. Und ich dachte mir, warum eigentlich nicht?
Was hat Yasser Arafat zu dir gesagt?
Wie haben uns nur kurz unterhalten, aber er sagte, ich erinnere mich genau an seine Worte: „Mit Gottes Willen, eröffne die Brauerei.“ Es hat auch nichts ausgemacht, dass er Moslem und ich Christ war. Na und? Er hat eine Christin geheiratet. Es war also kein Problem. Er war ein großartiger Mann.
Bist du wegen des Oslo-Abkommens zurückgekehrt?
Das Oslo-Abkommen ermutigte mich zurückzukommen und in mein Land zu investieren. Ich bin immer noch sehr optimistisch, weil uns außer Hoffnung und hoher Erwartungen nichts übrig bleibt. Eines Tages werden wird in unserem Land Frieden herrschen. Da habe ich keine Zweifel.
Warum hast du angefangen Taybeh Bier in Deutschland zu brauen?
Wir haben 1997 angefangen, als die Deutschen begonnen haben, unser Bier zu importieren. Sie mochten es übrigens sehr. Wir folgen dem Reinheitsgebot und ich mag das auch selbst. Ich kenne mich also mit den bayerischen Braugesetzen aus. Ich habe so auch gelernt, wie man Bier danach braut. Nun kann mein Bier sogar mit ausländischen Bieren konkurrieren.
Hast du Schwierigkeiten das Bier zu vertreiben?
Es ist schwierig, weil wir die Grenzen nicht kontrollieren dürfen. Wir haben keinen Zugang zum Meer und auch kein Flughafen. Jeden Tag müssen wir uns abquälen das Bier nach Israel zu verkaufen. Um es exportieren zu dürfen, müssen wir es zuerst zu einem speziellen Checkpoint bringen. Auf der einen Seite haben wir einen palästinensischen Fahrer und einen palästinensischen Helfer. Auf der anderen Seite einen Israelischen Fahrer und einen israelischen Helfer. Sie laden jedes Mal all die Kisten und Fässer um. Manchmal muss man sechs bis sieben Stunden in der Schlange warten. Dabei muss man bedenken, dass Bier ein natürlich hergestelltes Produkt ist, ohne irgendwelche chemischen Zusätze. Es verträgt also keine Hitze während des Wartens an der israelischen Grenze. Manchmal, müssen wir sogar zurück fahren und kommen erst am nächsten Tag wieder. So werden hier in Palästine Geschäfte abgewickelt.
Aber es ist eine Herzensangelegenheit und ich glaube sehr an das, was ich mache. Ich will, dass Palästinenser das alles sehen, in unser Land zurückkehren und in uns investieren. Nur so können wir Palästina aufbauen und etablieren. Und nicht darauf warten, dass uns Amerika oder Europa hilft.